Es wird oft behauptet, dass sich Cannabis Sativa und Cannabis Indica Sorten durch ihre Wirkstoffe THC und CBD unterscheiden. Indica Pflanzen hätten einen höheren CBD Gehalt und THC findet sich in großen Mengen in Cannabis Sativa Sorten. Die Cannabis Pflanze ist eine hochkomplexe Pflanze, demnach wäre diese Antwort viel zu leicht. Um die tatsächlichen Unterschiede zu sehen – und davon gibt es einige – muss man etwas genaue hinschauen. Wenn man beide Pflanzen gegenüberstellt erkennt man schon äußerliche Unterschiede. Indica Sorte erreichen eine geringere Höhe, gehen dadurch dank ihrer Blätter mehr in die Breite, als Sativa Pflanzen. Beim direkten Wachstumsvergleich und unter identischen Bedingungen sind Indica Typen schneller reif als Sativa Sorten. Aber der wohl am leichtesten zu entdeckende Unterschied ist der Geruch. Indica Pflanzen riechen etwas anders als der typische und unvergleichliche Cannabis Sativa Geruch. Warum? Dafür müssen wir uns in die Molekularebene begeben: Der Geruch vonCannabis entsteht durch die Zusammensetzung von ätherischen Ölen, den Terpene. Zu diese Thema haben wir bereits einen ganzen Blogeintrag zum nachlesen verfasst. Bei Cannabis Indica Pflanzen setzen sich die Terpen anders zusammen, als gewöhnlich. Wer unsern Blogeintrag über Terpene kennt, weiß auch, dass die Konstellationen darüber bestimmt, welche Wirkung der Konsum der Pflanze letztlich hat.
Der Konsum von Indica wirkt vor allem entspannend, da ein Gefühl von Ruhe und Gelassenheit einkehrt. Sativa hingegen wirkt sich mehr auf den Kopf aus. Der Sativa Rausch wird oft als stimulierend beschrieben, kann Wohlbefinden und sogar Halluzinationen verursachen. Ein weiterer Irrglauben besteht übrigens darin, dass Indica Pflanzen nachgesagt wird, sie würden mehr THC produzieren als Sativa Sorten. Tatsächlich ist nur die Wirkung anders.
Untersuchungen haben bereits ergeben, dass weder der THC noch der CBD Gehalt entscheidend darüber ist, ob es sich um eine Cannabis Indica oder Cannabis Sativa Pflanze handelt. Die meisten Sorten haben heutzutage einen sehr hohen THC Gehalt und einen sehr niedrigen CBD Gehalt, egal ob sie Typ Indica oder Typ Sativa sind. Die Universität Leiden hat hierzu die bekanntesten Vertreter beider Typen untersucht und festgestellt, dass der Indica Star White Widow und der Sativa Star Amnesia keine nennenswerten Unterschiede in der THC und CBD Konzentration vorweisen. Also wieder zurück zu den Terpen Zusammensetzungen.
Die White Widow hat nach den Untersuchungen der Universität Leiden eine doppelt so hohe Konzentration an Alpha-Pinen. Alpha Pinen verhindern unter andrem, dass das Kurzzeitgedächtnis beim Rausch nicht so stark gestört wird. Daher hat die Sativa Sorte Amnesia wohl auch ihren Namen. Wenn man an die typische Cannabiswirkung denkt, ist für viele die White Widow der Inbegriff des High sein. Das liegt daran, weil die White Widow die vierfache Menge an Myrcen beinhaltet. Dieses Terpen ist für die charakteristische Wirkung von Cannabis verantwortlich. Die Sativa Sorte Amnesia hingegen besitzt drei Terpene, die die Indica Sorte White Widow nicht hat: Alpha Guaien, Gamma Selinen und Terpinolel. Damit einher geht auch ein höheres Vorkommen an Cannabinoide. Im Fall von Amnesia sind es THCV, CBG und CBC, die deutlich zahlreicher vorhanden sind.
Dieser kleine Exkurs in die neuste Cannabisforschung macht abermals deutlich wie wenig wir über die Pflanze wissen. Cannabis Sativa und Cannabis Indica unterscheiden sich nicht anhand ihres THC und CBD Gehalts. Dieser Irrglaube entstand, weil die Pflanzen unterschiedliche Wirkungen verursachen. Der Grund dafür liegt aber in den molekularen Strukturen der Terpene. Für den Laien lassen sich beide Pflanzen leicht an der Höhe, der Breite der Blätter, am Wachstumsverhalten und mit einer feinen Nase auch am Geruch unterscheiden. Wir sind gespannt, welche Unterschiede und Geheimnisse Sativa und Indica Typen noch in sich tragen. Eine der beliebtesten Sorten aus den Niederlanden, die Sorte Bedrocan, ist übrigens ein Hybrid aus Amnesia und White Widow. Mit dieser Sorte muss man keine Unterschiede mehr machen.
